Zu einem fachlichen Austausch über die Verkehrssituation in Westbevern-Dorf kamen am vergangenen Mittwoch Vertreterinnen und Vertreter des Landesbetriebes Straßen.NRW, der Straßenverkehrsbehörde des Kreises Warendorf, der Kreispolizei sowie der Stadtverwaltung Telgte im Rathaus zusammen.
Nachdem der Stadt aktuell mehr als 1.200 Unterschriften für eine Sperrung der Ortsdurchfahrt für den LKW-Durchgangsverkehr überreicht worden waren, übergab Bürgermeister Wolfgang Pieper diese in Kopie an den Leiter der Niederlassung des Landesbetriebes in Coesfeld, Manfred Ransmann und brachte das Verständnis und die Unterstützung der Stadtverwaltung für die Forderung der Bürgerinnen und Bürger in Westbevern zum Ausdruck. „Die Fertigstellung der bereits im Bau befindlichen Umgehungsstraße Münster im Zuge der B 51 sowie der Neubau einer Spange der B 481n in Richtung Schifffahrter Damm und A 1 wird nach Inbetriebnahme die Verkehrsströme in der Region verändern“, so die Einschätzung von Wolfgang Pieper. Dies biete die große Chance, Landesstraßen wie die L 811 und die L 588, die mitten durch ein Dorf führen und deren Weiterführung in Richtung Schifffahrter Damm aufgrund des geringen Straßenquerschnitts für den Schwerlastverkehr denkbar ungeeignet sei, für den überörtlichen LKW-Verkehr zu sperren und damit die Menschen im Dorf zu entlasten. Die Vertreter von Straßen.NRW betonten demgegenüber, dass der Landesbetrieb anhand der Zahlen vorliegender Verkehrsgutachten diese Wirkung einer fertig gestellten B51/B481 in Münster nicht sehe.
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Die Unterschriften wurden unmittelbar nach dem Gesprächstermin an den Landesverkehrsminister Hendrik Wüst verschickt.
Im Zentrum des weiteren Gespräches stand erwartungsgemäß dann der Knotenpunkt der Landesstraßen L 811 und L 588 im Kreuzungsbereich Grevener Straße und Lengericher Straße. Aus Sicht der Kreispolizeibehörde ist dieser Abschnitt in Sachen Unfallgeschehen unauffällig, wie Polizeihauptkommissarin Dagmar Artmeier berichtete: „In den letzten drei Jahren haben sich zwei Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Einmündungsbereich ereignet. Bei keinem der Unfälle war ein Lkw beteiligt.“
Weder der Landesbetrieb noch die Straßenverkehrsbehörde sahen daher unter den Aspekten der Sicherheit und der Unfallverhütung einen dringenden Handlungsbedarf. Eingeräumt wurde allerdings, dass die Radien im Einmündungsbereich der Kreuzung ein Befahren für den Schwerlastverkehr häufiger nur durch Rangiervorgänge zulässt.
Sollte sich die Stadt Telgte für eine wie auch immer geartete Umgestaltung der Kreuzung aussprechen, müsse ein Antrag zur Aufnahme einer solchen Maßnahme in das sogenannte UA II-Programm (Um- und. Ausbau von bestehenden Landesstraßen bis 3 Mio. Euro Gesamtkosten) des Landes gestellt werden, über den dann der Regionalrat bei der Bezirksregierung Münster befinden müsse. „Ein solcher Antrag kann vorsorglich bis Mitte September eingereicht werden“, so Niederlassungsleiter Manfred Ransmann von Straßen.NRW. „In welcher Form dann tatsächlich eine Umgestaltung der Kreuzung realisiert wird, ob als Kreisverkehr oder als Aufweitung der Kreuzung mit Links- und Rechtsabbiegespuren, kann erst später entschieden werden, wenn die Dringlichkeit eines Umbaus die Aufnahme in das UA II-Programm rechtfertigt.“ Eine Anmeldung der Maßnahme könne durch die Stadt aber auch jederzeit rückgängig gemacht werden.
Viel Sympathie für eine einfachere Lösung zeigten die Vertreterin der Kreispolizeibehörde Warendorf Frau Polizeihauptkommissarin Dagmar Artmeier, die Sachgebietsleiterin der Straßenverkehrsbehörde Edda Brennecke und der Leiter des Amtes für öffentliche Sicherheit, Ordnung und Straßenverkehr Ralf Holtstiege: Durch die Errichtung von Lichtsignalanlagen an jedem Straßenast bei zurückgezogener Haltelinie könnte der Kreuzungsbereich gefahrlos befahren werden, Fußgänger und Radfahrer könnten durch die Ampel gesichert queren. Ob eine solche Lösung vor Ort technisch umsetzbar ist, wäre allerdings zunächst fachlich zu prüfen.
Die Stadtverwaltung wird nun die Ergebnisse und eventuelle Prüfaufträge für die Sitzung des Planungsausschusses nach der Sommerpause aufbereiten. „Der Fachausschuss bzw. der Rat muss sich zu den Optionen verhalten, die auf dem Tisch liegen“, macht Bürgermeister Wolfgang Pieper klar. „Wir können jetzt über größere oder kleinere Lösungsansätze diskutieren, aber bei jeder Maßnahme müssen positive und negative Effekte mitgedacht und berücksichtigt werden. Gerade vor dem Hintergrund der Unterschriftenaktion darf es meines Erachtens nicht sein, dass wir durch bestimmte gut gemeinte Maßnahmen künftig noch mehr Verkehr in die Ortsdurchfahrt von Westbevern ziehen.“